Sie tourt täglich durch Schwabing  und München Nord und kümmert sich um kranke und alte Menschen, die Zuhause leben. Mit Herz aber unter Zeitdruck leistet sie körperlich anstrengende Arbeit.

Um 7.45 Uhr parkt Alina (Name geändert) den Dienstwagen, ein roter Renault mit gelbem Logo an den Seiten, vor Herrn Müllers Haus. Sie kramt im Einkaufskorb auf dem Beifahrersitz – ihr mobiles Büro – nimmt eine Tüte mit Medikamenten, Handy, Schlüssel, Klemmbrett heraus. Die etwa 1,65 Meter große Frau hat Mühe, alles ins Haus zu tragen. Bevor sie den Briefkasten des Patienten leert, drückt sie auf den Knopf des Aufzugs: „Um Zeit zu sparen“, erklärt Alina.

Die Pflegerin fährt in den vierten Stock und öffnet die Türe zu einer weitläufigen, hellen Dachwohnung. „Guten Morgen“, ruft Alina im Flur.

Herr Müller (Name geändert) leidet an Multipler Sklerose, ist fast gelähmt und lebt alleine. Alina startet auf ihrem Smartphone eine Stoppuhr. Ihr Einsatz bei Herrn Müller beginnt. Er soll nur eine knappe Stunde dauern.

Heute ist Badetag. Alina dreht das Wasser in der Dusche auf, streift Einmalhandschuhe über, fährt Herrn Müllers Bett hoch und setzt ihn auf. Sie schnallt zwei Gurte des Lifters um Bauch und Beine, greift ihm unter die Arme. Es dauert Minuten und Alina braucht mehrere Anläufe, bis Herr Müller im weißen Plastikrollstuhl mit dem Loch in der Mitte sitzt. Alina zieht ihm das Shirt über den Kopf und hebt Herrn Müller noch ein paar Mal hoch, um die Windel unter ihm hervorzuziehen.

Zähneputzen, Duschen, Rasieren, Eincremen, Wickeln, Anziehen, Umbetten. Alina geht liebevoll mit Herrn Müller um. Nach 45 Minuten liegt er im Bett. Alina zieht die Handschuhe aus und wischt sich mit einem Kosmetiktuch die Schweißperlen von der Stirn. Sie wirft es in die Plastiktüte zur benutzen Windel.

„Brauchen Sie noch etwas?“, fragt Alina und stellt einen Teller mit dem zubereitetem Frühstück auf den Tisch neben das Bett. Herr Müller winkt lächelnd ab.

„Manche sind dankbar über unsere Arbeit, andere nicht“, sagt Alina. Herr Müller freue sich immer, wenn jemand von PflegeAmbulant-Bethke GmbH kommt, er sei nie unzufrieden.

Bevor sie ihn kurz vor 9 Uhr verlässt, dokumentiert Alina ihren Einsatz. Die Krankenleistungen – Blutdruckmessen und Medikamentenverabreichung – hält sie im Handy und auf Papier fest. Die Pflegeleistungen wie das Duschen muss sie nur ins Smartphone tippen.

Die körperlich schwere Arbeit strengt an. Auf die Gurte, um Herrn Müller aus dem Bett zu hieven, will Alina nicht verzichten. „Manche Kolleginnen schaffen es ohne Hilfsmittel, aber ich habe nicht die richtige Statur dafür.“

„Männer sind hilfreich“, sagt Frau Bethke, die Leiterin PflegeAmbulant-Bethke GmbH, es sind aber hauptsächlich Frauen, die sich um Kranke und Senioren kümmern.

Ein Grund: Die Mehrheit der Pflegebedürftigen ist weiblich (61 Prozent) und wünscht sich Frauen.

Um 5.45 Uhr war Alina beim ersten Patienten. Nach einer etwa vierstündigen Tour ist Herrn Huber der letzte Senior des Tages, den sie besucht. Alina füllt für ihn eine Fußbadewanne mit Leitungswasser. Es sprudelt wie ein Whirlpool. Der 89-jährige sitzt im Bademantel auf einem Stuhl in einer winzigen Küche. Auf der Anrichte steht benutztes Geschirr, auf dem Fensterbrett kleine Figuren wie aus Überraschungseiern. Die Schuhe bleiben am Boden kleben und es schmatzt, wenn Alina darüber läuft. Die Pflegerin misst Herrn Hubers Blutdruck. Dreimal startet sie das Messgerät. Der Blutdruck bleibt zu hoch. „Das kontrollieren wir morgen wieder und melden es dem Hausarzt.“

 „Ich will nicht alt werden“, sagt Alina, 40. Sie weiß, was sie erwartet. Sie arbeitet als Pflegekraft seit Jahren in unserem ambulanten Pflegedienst der PflegeAmbulant-Bethke GmbH.