Während sich die meisten Familien um Tannenbaum und Krippe versammeln, arbeiten die Pflegekräfte von PflegeAmbulant Bethke GmbH. Sie kümmern sich auch an Weihnachten, Sylvester und Neujahr um Menschen, die Hilfe brauchen. Die stellvertretende PDL Christine (Name geändert)  ist an Heiligabend in Schwabing und München Nord unterwegs.

Früher Nachmittag am Heiligen Abend. Christine, eine der Pflegefachkräfte von PflegeAmbulant Bethke GmbH hat die Spätschicht erwischt und macht sich fertig für ihre Runde. „Das ist nicht gerade der beliebteste Abend zum Arbeiten, aber hier ist reihum jeder mal dran damit, die Leute müssen ja versorgt werden“, sagt sie. Im Büro in der Belgradstraße 55 holt sie sich den dicken Schlüsselbund für ihre Tour.

Viele Patienten können schlecht laufen und kommen nicht selber zur Tür. Mit ihrem kleinen roten Dienstflitzer kurvt sie durch die Straßen, auf denen am Heiligen Abend nur noch wenig Betrieb herrscht.

„Hallo, ich bin es nur“

Haustür auf, Treppe rauf, Vorwarnschelle, Schlüssel rein. „Hallo, ich bin es nur.“ Jede Wohnung ist anders. Aber überall wartet ein Mensch auf die medizinische Versorgung und Pflege, die er nötig hat. „Guten Tag Frau Huber (Name geändert), wie sieht es denn heute aus, haben Sie schon nach mir Ausschau gehalten?“

Das Blutzuckermessen ist Routine. Wo die rote Patientenakte aufbewahrt wird, wo der stichfeste Abwurfbehälter für die Nadeln steht, das ist immer gleich. Frau Huber sitzt schon auf ihrer Couch, Christine setzt sich dazu, alles läuft Hand in Hand. Welcher Finger meldet sich den heute freiwillig zum Piesacken?

Das Messstäbchen mit dem Tröpfchen Blut wird ins Gerät gesteckt. Beide gucken gespannt auf den ermittelten Blutzuckerwert. „Gar nicht schlecht, da sind nachher noch ein paar Plätzchen erlaubt“, stellt Christine fest und trägt den Wert ein. Sie stellt am Insulin-Pen die Einheiten ein und spritzt ihrer Patientin die nötige Dosis Insulin.

Plätzchen und sonstige Vorlieben

Dass in der Adventszeit die Blutzuckerwerte bei den Leuten kräftig in die Höhe gehen, hat sie noch nicht beobachten können. „Die Menschen, die gerne etwas Süßes naschen, tun das wohl nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern auch das Jahr über“, vermutet sie. Man kennt sich ja schon eine Weile. Deshalb weiß sie ganz gut, was ihre Patienten gerne essen und was nicht. Und was sie sonst so für Vorlieben haben.

Was ist denn wohl Neues in der Lieblingsserie von Frau Huber im Fernsehen passiert? War sie bei der letzten Kniffelrunde im Haus mit dabei? Auch die Patienten wissen so manches Private über ihre Pflegekräfte. Wann hat Christine das nächste Mal frei? Wie geht es eigentlich ihrer Cousine, die auch bei der PflegeAmbulant Bethke GmbH arbeitet? Trifft sie die nachher noch, wenn sie nach Dienstschluss mit ihrer Familie feiert?

Bescheidender Weihnachtsschmuck

Viel Weihnachtsdekoration sieht sie nicht in den Wohnungen. Und wenn, dann höchstens Kleinigkeiten wie einen kleinen Tannenzweig oder einen leuchtenden Weihnachtsstern auf der Fensterbank. „Ein richtiger Weihnachtsbaum ist für die älteren Leute gar nicht mehr machbar, das wäre denen viel zu viel Aufwand“, meint Christine.

Die Gespräche am Heiligen Abend drehen sich oft um organisatorische Fragen. „Werden Sie heute noch abgeholt? Fahren sie zu ihren Verwandten?“ fragt die Pflegekraft alle Patientinnen und Patienten. Und freut sich innerlich mit jedem, der liebe Leute hat, die ihn zu einer Familienfeier mitnehmen. „Mein Sohn holt mich gleich.“ „Ich fahre morgen zu meiner Schwester.“ „Ich kriege noch Besuch von meinen Enkelkindern“, „Ich treffe mich zum Kaffeetrinken mit den Nachbarinnen.“

Fernsehen statt Familie

Das sind Antworten, die Christine mag. Doch nicht alle älteren Menschen haben Familienanschluss oder Kontakte in der Nachbarschaft. „Gibt es denn wenigstens was Nettes im Fernsehen?“ fragt sie die, die zuhause bleiben. Und schwärmt ein bisschen mit den Patienten über ihren allerliebsten Weihnachtsfilm.

„Für manche Menschen sind wir der einzige Kontakt am Tag“, sagt Christine, „da kommt es schon besonders drauf an, den Leuten ein freundliches Gesicht zu zeigen. Und dass man ein paar persönliche Worte miteinander spricht, auch wenn wir nicht endlos viel Zeit haben.“